Geschichte
Die Idee wird geboren
1908
Bereits um die Jahrhundertwende entstand der Wunsch, in Ingolstadt einen Verein für Aquarien- und Terrarienfreunde zu gründen. Im November 1908 setzte Bahnmeister Stromberger aus Gaimersheim diese Vision in die Tat um. Er veröffentlichte einen Aufruf in der Zeitung, mit dem Ziel, Gleichgesinnte zu vereinen. Dies war die Geburtsstunde des heutigen Vereins „Wasserstern“.
Auf eigenen Wegen
1912–1932
Fritz Giegold, der erste Vorsitzende, führte den Verein bis 1912. Die Mitgliederzahl wuchs bereits im Gründungsjahr auf 38. 1913 trennte sich die Ingolstädter Gruppe vom Dachverband und wurde ein eigenständiger Verein unter dem Namen: „Wasserstern – Verein für biologische Aquarien- und Terrarienkunde und dem einschlägigen Naturschutz e.V. Ingolstadt“. Damit rückte der Schutz von Natur und Tierwelt noch stärker in den Fokus.
Die Freilandanlage entsteht
1932–1937
Mit viel Idealismus und Eigenleistung konnte ein Stück Brachland an der Schutter erworben werden. In den Folgejahren entstand dort eine Freilandanlage mit Naturteichen, einem Steingarten und großzügigen Außenterrarien. 1937 wurde zusätzlich ein kombiniertes Vereinsheim mit Vogelhaus errichtet – ein frühes Zentrum für Bildung und Tierpflege.
Krieg und Neuanfang
1939–1949
Während des Zweiten Weltkriegs ruhte das Vereinsleben vollständig. Protokolle fehlen aus dieser Zeit, viele Anlagen verfielen oder wurden zweckentfremdet. 1949 gelang ein Neustart mit einer ersten Ausstellung nach dem Krieg. Im Keller des Vereinsheims wurde 1950 die erste Aquarienanlage nach Kriegsende in Betrieb genommen – Symbol eines neuen Aufbruchs.
Neubeginn in der Moderne
1963–1968
Das alte Aquarium wurde 1963 abgerissen. Bereits 1966 entstand eine moderne Aquarienanlage, die erstmals auch ein Mittelmeer-Aquarium beinhaltete. Parallel wurde südlich der Schutter mit dem Bau von Säugetiergehegen und einem beheizten Warmhaus begonnen, das ebenfalls 1966 fertiggestellt wurde. 1968 wurde schließlich ein großzügiges Terrarienhaus mit zentraler Heizungsanlage, Lager- und Werkstattbereich eingeweiht. Diese Jahre markieren den Wandel vom kleinen Tierliebhaber-Verein zum echten Kleinzoo mit Bildungsauftrag.
Erweiterung & Etablierung
1969–1983
In den Folgejahren wurde die Anlage kontinuierlich ausgebaut: neue Volieren, neue Säugetiergehege, eine bessere Infrastruktur für Besucher. Unter dem langjährigen Vorsitz von Hans Kisslinger (1954–1983) wurde das Vereinsleben professionalisiert. Die Anlage wurde zu einem festen Bestandteil des Ingolstädter Freizeit- und Bildungsangebots.
Engagement & preisgekrönte Ufergestaltung
1984–1987
Nach Kisslingers Tod übernahmen zunächst Ludwig Augustin, dann ab 1984 Erich Fischer die Vereinsführung. Unter Fischers Leitung wurde das Schutterufer renaturiert und neu gestaltet – das Projekt gewann 1985 den 1. Preis im Wettbewerb „Naturnahe Gewässer“. Parallel entstanden neue Tierbereiche: Großterrarien, neue Papageienvolieren, eine Schnee-Eulen-Anlage sowie ein Uhu-Gehege. 1987 zählte der Verein bereits 550 Mitglieder – ein Rekordstand.
Maxl & das Jahrhundertbauwerk
1996–1997
Ein Meilenstein: Im Januar 1996 erfolgte der Spatenstich für ein modernes Terrarienhaus, das später den Namen „Maxlhaus“ erhielt – benannt nach seinem prominentesten Bewohner. Bereits im Februar 1997 zog unter großer medialer Aufmerksamkeit „Maxl“, ein Mississippi-Alligator, ein – das neue Aushängeschild des Vereins. Maxl avancierte in kurzer Zeit zum Publikumsliebling und war fortan ein Maskottchen und Symboltier des Kleinzoo Wasserstern. Über 2.000 Stunden ehrenamtliche Arbeit flossen in den Bau, inklusive neuer Anlagen für Schildkröten und Waschbären. Die Mitgliederzahl stieg auf über 630.
100 Jahre Wasserstern
2008
Im Jahr 2008 feierte der Verein sein 100-jähriges Jubiläum – mit einer umfassenden Rückschau, Sonderveranstaltungen und einer feierlichen Würdigung der Vereinsgeschichte. Der Verein präsentierte sich als liebevoll geführte, naturnahe Einrichtung mit starker ehrenamtlicher Beteiligung und generationenübergreifender Bildungsarbeit.
Artenschutz & Aquarienhaus
2020–2021
Seit 2020 beteiligt sich der Verein aktiv an Citizen Conservation, einem Erhaltungszuchtprogramm für bedrohte Arten wie: Vietnamesischer Krokodilmolch, Mangarahara-Buntbarsch, Madagaskar-Ährenfisch, Lemur-Laubfrosch. 2021 wurde das ehemalige Maxlhaus in ein modernes Aquarienhaus umgebaut – mit neuester Technik, getrennten Süß- und Meerwasserbereichen. Maxl, das Mississippi-Krokodil, war zuvor verstorben, wurde aber würdevoll verabschiedet – und bleibt in Erinnerung als eine prägende Figur der Vereinsgeschichte.
Insektenschutz & neue Bildungsprojekte
2022–2023
Ein neues Projekt setzte Maßstäbe im Bereich Umweltbildung: ein Insektengarten mit heimischen Pflanzen wurde angelegt, ebenso neue Freiterrarien für Kreuzottern, Smaragdeidechsen und Gelbbauchunken. Rund 500 ehrenamtliche Stunden flossen in das Projekt – es dient nicht nur dem Schutz bedrohter Arten, sondern auch der Wissensvermittlung für Schulklassen und Familien. Parallel wurde die nächste Erweiterungsphase geplant: Streichelgehege mit bedrohten Nutztieren und eine begehbare Wellensittich-Voliere. Ziel: ein langfristiger, naturnaher Ausbau mit Bildungsauftrag.